Die größte zeitweilige Pumpenanlage, die jemals in Rekordtempo gebaut wurde

Die BASF in Ludwigshafen (D) hat Durst. Sehr großen Durst. Die immensen Anlagen auf dem größten Gelände einer chemischen Fabrik in der Welt benötigen pro Stunde 160.000 m³ Wasser um kühl zu bleiben. Das Wasser wird aus dem Rhein entnommen, aber im vergangenen September drohte der Wasserspiegel so weit abzusinken, dass Notmaßnahmen getroffen werden mussten. Von dem Zeitpunkt an wurde Van Heck eingeschaltet und es kam alles sprichwörtlich in einer Stromschnelle. Im Rekordtempo von acht Tagen wurde die größte zeitweilige Pumpenanlage mit einer Kapazität von 116.000 m³/Std. gebaut. Nachstehend finden Sie Auszüge aus dem Logbuch, das sich nicht nur wie ein spannendes Buch für Jungen liest, sondern auch die Arbeitsweise von Van Heck erläutert.

Freitagabend, 19. September 2003, 22.00 Uhr

Telefonanruf von RISC: in Deutschland werden Pumpen für ca. 8.000 m³/Std. Kühlwasser bei 3 bar (30 Meter) benötigt. Vier Pumpen ausgewählt, die auf Pontons aufgestellt werden müssen. Mündlich die Mietpreise durchgegeben.

Freitagabend, 19. September 2003, 22.15 Uhr

Auftrag erhalten. Spezielle Situationsskizze ist erforderlich. Es liegt das Ersuchen vor, die Pumpen schon Samstag anzuliefern, was für Van Heck kein Problem ist.

Freitagabend, 19. September 2003, 23.00 Uhr

Die Kontaktperson bei BASF Ludwigshafen ist inzwischen bekannt. Es sind offensichtlich 100 m Leitung pro Pumpensystem erforderlich, ansonsten tappen wir im Dunkeln. Die BASF verfügt über viele Arten von Leitungen und Kräne, nähere Abstimmung ist erforderlich.

Freitagabend, 19. September 2003, 23.30 Uhr

Die Werksfeuerwehr BASF meldet: Höhenunterschied beträgt 2-3 m und die Saugrohrhöhe 2-3 m, also insgesamt ca. 5 m statt 30 m. Ungefähr 20 m Leitung in offene Becken – später stellte sich heraus, dass das die Einströmkanäle des Kühlsystems sind. Es wurde vereinbart, dass Jeroen Van Heck so schnell wie möglich nach Ludwigshafen fährt, um persönlich die Situation in Augenschein zu nehmen. Eine halbe Stunde später ruft die Werksfeuerwehr nochmals an: es besteht vorläufig keine dringende Notwendigkeit, um schon morgen zu pumpen, darüber hinaus ist das fachtechnische Personal erst um 10.00 Uhr morgens anwesend. Per Fax werden Betriebsdaten ausgetauscht. Jeroen Van Heck packt Kleidung für zwei bis drei Tage ein und fährt noch nachts nach Ludwigshafen.

Samstag, 20. September 2003, 10.00 Uhr

Nach einem schnellen Frühstück und einer Dusche erscheint Jeroen Van Heck noch redlich frisch um 10.00 Uhr bei der Besprechung. Es stellt sich schnell heraus, dass die Situation wesentlich anders ist, als angenommen wurde. Das Wasser braucht nur 0,5 m hoch gepumpt zu werden (statt 30 m). Die Situation wird an Ort und Stelle geprüft. Empfehlung: zwei VP800 Pumpenanlagen im Rhein vor den Einlasskanälen anzubringen, um 16.000 m³/Std. zu pumpen. Dazu wird an Ort und Stelle das Einverständnis gegeben.

Dann geht es schnell. Jeder Mitarbeiter von Van Heck in den Niederlanden ist aufgerufen und wird an die Arbeit gesetzt. Um 14.00 Uhr kommt ein zusätzliches Ersuchen, noch 25.000 m³/Std. zu reservieren. Zwei Standorte werden eingemessen und die Pumpen ausgewählt. Inzwischen wird in den Niederlanden hart gearbeitet. Leitungen mit zugehörigen Dichtungen, Schrauben, Muttern werden geladen und die Lastwagen fahren ab. Zusätzliches Problem ist, dass Samstags von Samstagabend 22.00 Uhr bis Sonntagabend 22.00 Uhr kein Lastwagenverkehr stattfinden darf. Über BASF und die deutsche Polizei wird Freistellung erreicht und die Lastwagen fahren im Konvoi durch Deutschland.

Sonntag 21 September 2003, 08.00 Uhr

Bei der BASF arbeitet man am Wasser vorzugsweise bei Tageslicht. Alarmierender Bericht: das Wasser im Rhein sinkt schneller als vorhergesehen. Es kommt sofort das Ersuchen, die reservierten Pumpen mit der erwähnten Kapazität von 25.000 m³/Std. anzuliefern und noch einmal 50.000 m³/Std. zusätzlich zu reservieren. Die Aufstellung der Pumpenanlagen werden nach Noordwolde telefonisch durchgegeben. Dort werden Zeichnungen und Packlisten gemacht. Gegen Nachmittag sind die beiden ersten Pumpen aufgestellt und gegen Abend haben die Elektriker von BASF sie angeschlossen, und die beiden Anlagen gehen in Betrieb.

Montag 22 September 2003, 08.00 Uhr

Die Lastwagen mit den nächsten vier Pumpen stehen schon vor dem Tor. Es ist eine neue Feuerwehrmannschaft der BASF angekommen, die von uns schnell eingearbeitet wird. Mit diesem Team beginnen wir mit der Installation von zwei VP800. Ein Taucher inspiziert den Boden und meldet, dass dort viele große Steine liegen. Ein Kran auf einem Ponton wird organisiert und der entfernt viele Tonnen Steine, danach können wir die Pumpen aufstellen, die Abends auch laufen.

Dienstag 23 September 2003, 08.00 Uhr

Während unsere Monteure hart durcharbeiten und die beiden Pumpenstandorte vorbereiten, arbeiten die Leute von der BASF mit aller Macht, um die benötigten Pontons und Schotts zusammenzubekommen.

Mittwoch 24 September 2003, 08.00 Uhr

Es zeigt sich, dass der Rhein langsamer sinkt, als erwartet. Dennoch ist darüber niemand beruhigt. Der Gordische Knoten wird durchgehauen, die Lösungen an den verschiedenen Standorten sind jetzt definitiv bekannt. In den Niederlanden arbeitet man laufend an dem Zusammenstellen einer Reihe Pumpenanlagen mit einer Gesamtkapazität von 116.000 m³/Std. Langsam dringt die Erkenntnis durch, dass eine solche zeitweilige Pumpenanlage noch nie gemacht wurde.

Donnerstag 25 September 2003, 08.00 Uhr

Wir bekommen etwas mehr Luft, weil sich zeigt, dass der Rhein weniger schnell sinkt, als erwartet. Die Pontons kommen an und die Pumpenanlagen werden aufgebaut.

Freitag 26 September 2003, 11.00 Uhr

Der Aufbau verläuft reibungslos bis eine „Breaking News“ eingeht: zwischen den aufgebaggerten Steinen liegt eine Bombe. Die Arbeiten werden sofort eingestellt und es kommen Experten hinzu. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass es sich um einen Boiler handelt. Wir können wieder weitermachen. Inzwischen hat sich ergeben, dass ca. 116.000 m³/Std. Pumpen, die in Noordwolde zusammengebracht worden sind und Stand-by stehen, genügen, weitere Kapazität ist nicht erforderlich. Die letzten sechs Lastwagen werden geladen und fahren ab. Gleichzeitig wird an die Installationszeichnungen letzte Hand gelegt, die Abends per Fax ankommen, ebenso wie eine Ersatzteilliste, Spezifikationen Flanschen und die letzten Packlisten.

Samstag 27 und Sonntag 28 September 2003

Es stehen drei Kräne. Der erste Kran lädt die Lastwagen ab, der zweite Kran stellt die Pumpenanlagen auf die Pontons. Der dritte Kran wird benutzt, um die Leitungsteile zusammenzufügen. Am Sonntag Mittag ist alles fahrbereit.

Montag 29 September 2003

Mit dem ersten Ponton Probelauf und Lärmmessungen. Alles läuft nach Plan.

Dienstag 30 September 2003

Es ist noch eine Marge von 60 cm vor den laufenden Pumpen. Das bedeutet, dass das Rheinwasser bis auf ein Niveau sinken kann, das weit unter dem niedrigsten je bekannten Wasserstand liegt. Die Leute von der BASF bekommen Instruktionen vom Van Heck Team, wie mit dem Material umzugehen ist. Die Verbindung mit dem Ufer wird realisiert.

Mittwoch 1 Oktober 2003

Alle Disziplinen sind rechtzeitig für den Test am morgen fertig.
Angesichts des zu dem Zeitpunkt etwas steigenden Pegels des Rheins werden alle 23 Pumpen auf Stand-by gesetzt. Es ist ein imposanter Anblick.

Donnerstag 2 Oktober 2003

Da der Pegel des Rheins langsamer sinkt als vorhergesehen, scheint es, dass wir ein paar Tage extra „verdient“ haben. Das trifft sich nicht schlecht, der Rohrleitungsdienst teilt mit, nicht rechtzeitig fertig zu sein. Aber dann folgt der absolute Höhepunkt: ab 14.30 Uhr werden alle Pumpen nacheinander gestartet. Das geschieht ganz ruhig durch die Leute der BASF selbst, mit den erforderlichen Anweisungen durch unsere Monteure. Es gibt keine Probleme, die Arbeit ist beinahe abgeschlossen. 16.30 Uhr wird die letzte Anlage wieder abgeschaltet und jeder geht müde, zufrieden und sehr stolz nach Hause. Die größte zeitweilige Pumpenanlage, die je gemacht wurde, ist bereit, ist komplett durchgetestet und vollständig einsatzbereit. Berechnet, den Maschinenpark der größten chemischen Fabrik der Welt mit Kühlwasser zu versorgen. Eine Probe des Wassermanagements, auf die man stolz sein kann. Die (Fach-)Presse hat natürlich auch Wind bekommen und schreibt lobend über die „Holländer“, die den größten Durst „ihrer“ BASF gelöscht haben. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Pegel des Rheins normal zwei bis drei Meter höher ist. Beim Starten der Pumpenanlagen blieb noch eine unheimlich knappe Marge von 6 cm – gerade rechtzeitig.

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